Samstag

Wie ich mit der Road King sieben Meter weit, fast einen Meter hoch durch die Luft schwebte und mitten in einer Ziegenherde aufsetzte


Der Schwebeflug mit der Road King

Wie ich mit der Road King sieben Meter weit, fast einen Meter hoch durch die Luft schwebte und mitten in einer Ziegenherde aufsetzte. Und das mit vollem Gepäck für zwei.

Road King Bahnuebergang
Wenn ich mich erinnere an meine kurze Harley Davidson Phase, dann fällt mir ein Satz ein, den ich im House of Flames in München gehört habe, "die Motoren von Harley Davidson sind mega robust". Nur daß man damit auch fliegen kann, hatte man mir verschwiegen.

"Wie denn das?", fragst Du mich. Das liest sich so. Es war am Ende eines langes Tourentages. Mehrere Stunden schon folgte die Road King jedem Befehl der Gashand. Jedem Runter- und Hochschalten. Wir verließen die Landstraße. Bogen in ein kleines Städtchen ein, um eine Bleibe für die Nacht zu finden.

mit der Road King in Zacharo

Zacharo

war ein Ort gut für eine Nacht. Deswegen sind wir drei Nächte geblieben. Was die ganz große Ausnahme war.

Wie immer nahmen wir Kurs auf Meernahe Unterkünfte. Gleich das erste Anwesen mit dem Schild  "Room to let"  war´s. Perfekt nach unseren Kriterien.

Von hinter kam ein, "laß uns noch mal weiterschauen". Was wir dann auch entdeckten an Zimmerangeboten.

Irgendetwas war immer gut für unser "Nein. Danke." Ich war müde. Das ewige Anhalten, Zimmer anschauen, "Nein Danke", weiter fahren machte mich mürbe und die Stimmung stieg.

Wir entschieden uns für den nächsten Ort nur wenige Kilometer weiter. Meinen Unmut setzte ich in Geschwindigkeit um. Die Road King gab bereitwillig, was ich anforderte. Auf der kleinen Straße, auf die wir abgebogen waren, schossen wir etwas unmutig auf einen Bahnübergang zu. Ungebremst.

Road King Bahnübergang

Das Katapult

Einen Bahnübergang, der an normalen Tagen aufgrund seiner Deichförmigen Anhebung zur Vorsicht gemahnt hätte.

Erst recht mit einem miserabel gefederten Reisedampfer aus dem Hause HD. Nicht an diesem Tag. Denn es war, verflucht noch mal, kein normaler Tag, hatte ich entschieden

Als ob ich es wirklich wissen wollte, riß ich den Gashahn auf. Bis zum Anschlag. 1600ccm ließen nicht auf sich warten. Ein gewaltiger Schub setzte ein. So katapultierten wir die "Düne" des Bahnübergangs hinauf. Hoben ab. Flogen hoch über die Abendsonne hinaus. So kam es uns vor.

Die Stille der Flugphase

Plötzlich war es still. Flugphase nennen Reiter die letzte Phase des Gallopps. Ungewohnt. Sehr ungewohnt still. Da bekanntlich nach fest lose kommt. Kommt mit gleicher Sicherheit nach still laut.

Ich wußte, auch diese Road King gehorcht im letzten der Schwerkraft. Ich erahnte die Flugbahn. Dann plötzlich. Ich entdeckte am vermuteten Aufschlagpunkt diese Ziegenherde.

Was hätte ich machen solln? Was? Die Ziegen hatten ja nicht Minuten, um die Landebahn zu räumen. Nein. Es ging um 1, 2, 3 Sekunden. Auch konnte ich mir nicht vorstellen, daß griechische Ziegen fliegende Road Kings trainiert waren. Oder überhaupt mit Angriffen von schwerem Gerät mit oben aufsitzenden Touris erfahren waren.

Die andere Flugphase der Sozia

So warnte ich kurz vor der Landung laut brüllend "Festhalten!!!". Was ich zu dem Zeitpunkt nicht in Betracht zog, daß ich meine Sozia verloren hatte. Fast. Durch den Katapultstart über die Gleise gen Abendsonne hatte es meine Sozia nicht nur aus dem Sitz gehoben. Es hatte sie über die Sissybar hoch über das Gepäck hinausgesprengt.

Einfach , völlig klar zu verstehen ... in der rückwärtigen Betrachtung, daß sie griff, was sie kriegen konnte, wenn sie an Board bleiben wollte. Und das war in der Tat ihr Plan. Es sollte mein T-Shirt oben hinten am Kragen sein.

Völlig unerwartet, als ich vor dem Aufsetzen lauthals rufend "Festhalten!!!" röhrte, erstickte meine Stimme jäh. Weil meine Sozia, bei ihrem lebensbejahenden Bemühen, an Board zu bleiben, am T-Shirt krallte. Welches mir daher meine Kehle zuschnürte.

Der Moment der Wahrheit. 

Dann war es so weit. Wir landeten. Besser: wir bersteten in den staubigen Weg. Alle Federwege 100% zum Anschlag ausgekostet. Und wer Harley kennt, weiß um den knüppelharten Federkomfort der Marke aus Milwakee.

Beide Räder setzten zeitgleich auf. Klasse Lastverteilung, dachte ich viel, viel später. Dann krachte meine Sozia in die Polster. Und dann waren da diese Ziegen. Wie bei einem Stunt aus einem dieser wilden Action Szenen. "Wie kriegen die das immer hin", habe ich mich schon oft gefragt.

Lösung: Die eine Ziege vorne rechts ging einen Schritt schneller. Griechische Art Energie zu sparen. Die drei Ziegen, die quer zur Flugbahn standen, drehten griechisch, also in aller Ruhe ihren Hintern weg. Bis auf diese eine, die wie für einen Unfall gemacht, in die Maschine reinlief, drehte sich kurz vor der Landung um 180 Grad weg.

Landebahn frei

Road King Appartment
Dann "Landebahn frei", meldete der "Ziegentower". Den Lenker fest in der Hand. Jeder Muskel angespannt. Bereit sofort zu reagieren.

Alles Gewicht nacht unten, also auf die Fußbretter. Und dann bricht die Road King in der Mitte durch, dachte ich kurz. Und?????

Nichts dergleichen. Nicht mal ein klitze kleiner Schlenker. Es schäpperte, donnerte fürchterlich. Das war´s. Die Fahrt ging wie mit dem Lineal gezogen gleich weiter.

Läuterung

Mein Grollen. Mein Unmut. Mein Ärger. Mit einem Donnerschlag weg. Sehr bewußt, fast gläubig anmutend. Langsam und gemütlich zurück. Den Göttern des Flugmysteriums dankend. Zurück nach Zacharo zum ersten Quatier.
 
Road King Appartment Bahnübergang
Eines der besten Unterkünfte, die wir in Griechenland je gehabt haben. Ich war so froh, heil, unfallfrei ohne Ziegengehaktes aus der Situation herausgekommen zu sein, daß ich sofort auf 2 Nächte eingewilligt habe. Drei (3) wurden es dann tatsächlich. Und der Retsina floß an jenem Abend. Schock absorbierend reichlich.

Läuterung machte sich breit. Läuterung entließ uns in einen tiefen, beruhigenden lang anhaltenden Schlaf.







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